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perspectives 04/2024

Artikel verfasst am 7. Oktober 2024
von Luca Carrozzo

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: In den Sitzungszimmern einer Zentralbank sitzen hochrangige Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen in Anzügen und überlegen, ob sie den magischen Zinsknopf drücken sollen, um das Wirtschaftswachstum wieder zu beleben. So ähnlich, als ob sie sich fragen: «Sollen wir der Wirtschaft eine Tasse Kaffee spendieren – oder vielleicht gleich einen doppelten Espresso?» Und während die Leitzinsen sinken, steigt die Hoffnung, dass Unternehmen und Verbraucher im Niedrigzinssegen bald wieder fröhlich Geld ausgeben und das Bruttoinlandprodukt steigt.

Doch während die Zentralbank mit ihren altbewährten Werkzeugen hantiert, gibt es in der Ecke ein stiller Helfer, der eine komplett neue Art von Zauberei beherrscht: die künstliche Intelligenz oder KI. Diese Maschinen, die keinen Koffeinrausch benötigen, arbeiten unermüdlich und könnten bald dafür sorgen, dass die Wirtschaft und die Unternehmen nicht nur durch Zinssenkungen, sondern auch durch datengetriebene Intelligenz unterstützt werden. Der digitale Trend ist eindeutig: Während 1985 ein S&P-500-Unternehmen acht Mitarbeitende benötigte, um eine Million Umsatz zu erwirtschaften, sind heute zwei Mitarbeitende nötig, um denselben Umsatz zu erzielen. Es ist klar, die künstliche Intelligenz wird unserer Wirtschaft helfen, die Nachteile der aktuell ungünstigen demographischen Entwicklungen zu lindern.

 

Die Vorstellung, dass KI und Wirtschaft in Zukunft Hand in Hand gehen, könnte das Bild der geldpolitischen Beschlüsse völlig verändern. Vielleicht werden eines Tages Roboter auf den Chefsesseln der Zentralbanken sitzen und die Geschicke der Geldpolitik bestimmen – Wir wissen es nicht … Bis dahin haben wir menschlichen Anlegerinnen und Anleger jedoch die reizvolle Aufgabe, uns über Zinssenkungen zu freuen, entsprechend investiert zu sein und gleichzeitig zu hoffen, dass die Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückfindet.

 

Aber keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser, die menschliche Intelligenz wird auch in einer künftig noch stärker digitalisierten Welt ihre Daseinsberechtigung behalten. Entsprechend dürfte auch die Wirtschaftsentwicklung der Zukunft aus einer wunderbaren Mischung aus menschlichem Chaos und – hoffentlich – einer guten Prise Humor bestehen! 

 

Luca Carrozzo

CIO

 

Volks­wirt­schaft­li­che Per­spek­ti­ven

Das um Sportevents bereinigte Wirtschaftswachstum entwickelte sich im zweiten Quartal mit 0,5% erfreulich. Dieses wurde von den Exporten der chemisch-pharmazeutischen Industrie gestützt, während die Entwicklung des übrigen Industriesektors schwach blieb. Die Binnennachfrage zeigte sich bescheiden, aber stabil. Auch global gesehen war zuletzt eine Beschleunigung der Konjunktur festzustellen. Im Kontrast dazu steht der Euroraum, wo leicht rückläufige Tendenzen zu verzeichnen waren, was in Kombination mit einem wieder erstarkenden Franken die Dynamik der Schweizer Exportwirtschaft verlangsamen dürfte. Die Erwartungen bezüglich des Bruttoinlandprodukts liegen für das aktuelle Jahr unverändert bei unterdurchschnittlichen 1,2% und für das kommende bei 1,6%.

 

Geldpolitisches Feingefühl bleibt weiterhin gefragt

Die Inflation in der Schweiz nahm zuletzt stärker ab als erwartet. Der Umstand, dass diese auch bei den für die Schweiz wichtigen Handelspartnern rückläufig ist, führt dazu, dass weniger davon importiert wird. Die wieder stärkere Heimwährung hemmte die Teuerung zusätzlich. Im aktuellen Jahr hat sich die gesamte Schweizer Zinskurve abgesenkt. Weitere Erhöhungen des hypothekarischen Referenzzinssatzes sind entsprechend unwahrscheinlich, weshalb der zuletzt erhöhte Beitrag der Mietpreise im Konsumentenpreisindex ein temporärer Effekt darstellen dürfte. Im aktuellen Jahr wird mit einer durchschnittlichen Inflation im Bereich von 1,1% gerechnet, wobei dieser Wert im Jahr 2025 voraussichtlich weiter abnehmen wird. Die Strompreise für Haushalte werden im kommenden Jahr im Mittel um 10% sinken und der historisch starke Schweizer Franken könnte die SNB vor die Herausforderung stellen, dass sich die Teuerung trotz der bereits getätigten Zinssenkungen in Zukunft stärker abschwächt als gewünscht. (muc)

 

Märkte

Börsenampeln stehen auf Grün

Nach einer Konsolidierung der Aktienkurse im dritten Quartal stehen die Chancen auf eine Jahresendrally im Schlussquartal gut. In Europa und den USA werden die Zinsen weiter sinken, die schwache Konjunktur wird sich zumindest stabilisieren, die Unsicherheit bezüglich der US-Präsidentschaftswahlen verschwindet und die Unternehmensgewinne ziehen wieder an. All dies wird zu steigenden Aktienkursen führen. Deshalb sollten Investoren jegliche Kursschwäche zur Aufstockung von Qualitätstiteln nutzen, denn die Börsenampeln stehen wieder auf Grün. 

Aktien Schweiz

Im dritten Quartal tendierte der Schweizer Gesamtaktienmarkt gemessen am SPI zwar praktisch unverändert, auf Titelebene kam es allerdings zu starken Bewegungen. Insbesondere Nestlé verlor nach schwachen Halbjahreszahlen rund 8% und verhinderte somit eine bessere Performance. Da die Stimmung der Marktteilnehmer gegenüber den beiden Indexschwergewichten Nestlé und Roche viel zu negativ ist, besteht erhebliches Aufwärtspotenzial. Unter den Blue Chips gefallen uns zudem Partners Group, bei den Nebenwerten favorisieren wir Bachem, Adecco und Georg Fischer.    

 

Aktien Europa

Die EZB senkte die Zinsen um 0,25%, gab aber keinen Ausblick auf die weitere Zinsentwicklung. In Erwartung weiterer Zinssenkungen in den kommenden Monaten gehen wir von Mittelzuflüssen in die Aktienmärkte und einer entsprechend positiven Marktentwicklung aus. Unser Fokus liegt auf zyklischen und zinssensitiven Werten sowie auf Qualitätstiteln. Bei Anlagen in Europa ist es wichtig, sektor- und länderspezifische Risiken zu berücksichtigen. Unsere Empfehlungen für Europa sind Allianz, ASML und Schneider Electric. (wan)

 

Aktien USA

Der US-Aktienmarkt wird von der Leitzinssenkung der FED zu neuen Höchstkursen getrieben. Auch für die nächsten Monate wird dies ein Treiber der Märkte bleiben. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses, welche über die Zinspolitik entscheiden, rechnen bis Ende 2025 mit einem Zinssatz von 3,4%, was weitere 5–6 Zinssenkungen impliziert. Dazu kommt noch der Wahlkampf in den USA, welcher historisch die Märkte positiv unterstützt hat. Wir rechnen mit steigenden Märkten und empfehlen die Titel Salesforce, Nike und Microsoft. (amm)

 

Bonds

Im dritten Quartal haben die Anleihenmärkte deutlich zugelegt, was auf die nachlassende Inflation und damit die Aussicht auf weitere Zinssenkungen durch die Notenbanken zurückzuführen ist. Auch die US-Notenbank hat im dritten Quartal nun die Zinswende vollzogen. Die Kreditrisikoprämien auf Anleihen kamen Anfang August aufgrund von Konjunktursorgen etwas in Bewegung, handeln im historischen Vergleich aber weiterhin auf moderatem Niveau. Im aktuellen Umfeld und in Anbetracht der flachen und zum Teil noch inversen Zinsstrukturkurven bieten in unseren Augen solide Schuldner im Laufzeitenbereich von 1–5 Jahren weiterhin das attraktivste Risiko-Rendite-Profil. (muc)

 

 

 

Autoren:

Marc Ammann (amm), Luca Carrozzo (cal), Carl Münzer (muc), Andreas Weiss (wan)

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