China: Kaufe wenn die Kanonen donnern

WOW – was für ein Wochenstart! Die Finanzmärkte wurden schon lange nicht mehr so durchgeschüttelt. Und als Grund wird China in den Fokus genommen. Mit einem Anteil von ca. 15% der Weltwirtschaft bringt dieses Land die Finanzmärkte ins Trudeln. Ist dies wirklich gerechtfertigt? Was ist passiert?

China verpasst die hochgesteckten Wachstumsprognosen und wächst mit nur 6% p.a. anstatt knapp 7%. Dass das Wachstum in den letzten Jahren derart hoch war, lag am stark wachsenden Mittelstand in China. Nun findet lediglich eine Normalisierung und Anpassung an die Industrienationen statt, was früher oder später zu erwarten war. Im Vergleich weist China immer noch ein anständiges Wachstum auf. Zusätzlich hat die Chinesische Volksbank PBOC den Renminbi um ca. 4% abgewertet und weitere Massnahmen getroffen, um die heimische Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Welt befürchtet zu Recht, dass das schwächere Wachstum in China Einfluss auf das Weltwirtschaftswachstum hat und dieses deshalb nach unten korrigiert werden muss. Die sehr schwachen Rohstoffpreise unterstützen dieses Szenario.


Diese Situation bringt nun die Fed ins Dilemma, da sie seit Monaten eine Normalisierung ihrer Zinspolitik ankündigt, diese nun aber in Frage gestellt wird. Die Voraussetzungen der Fed für eine Zinserhöhung in diesem Jahr sind nicht nur ein stabiler Arbeitsmarkt sondern auch stabiles Wirtschaftswachstum und höhere Inflationserwartungen. Aber gerade die Inflationserwartungen sind mit den extrem schwachen Rohstoffpreisen, der Erwartung von schwächerem Weltwirtschaftswachstum und den turbulenten Finanzmärkten wieder am fallen. Weltweit herrscht mehr oder weniger ein versteckter Abwertungskampf, um die heimischen Wirtschaften anzukurbeln. Die Verschuldung in USD, speziell in den Schwellenländern, ist sehr hoch. Eine Zinserhöhung in den USA könnte die Situation verschärfen und die Schwellenländer in noch grössere Schwierigkeiten bringen, indem sie ihre Schuldzinsen nicht mehr bezahlen könnten. Die Kapitalabflüsse in diesen Ländern würden weitergehen und der Wertverlust dieser Währungen würde sich fortsetzen. Deshalb rechnet der Markt mit einer Aufschiebung der Zinserhöhung bis ins 2016! Der starke Dollar, welcher oft auch als Grund für eine Aufschiebung herhalten muss, ist den Amerikanern aber ziemlich egal wie dazumal der US-Finanzminister John Connaly unter Präsident Nixon sagte: „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem!“. Diese Einstellung hat auch heute noch ihre Gültigkeit.

 

Dies sind die Gründe für die aktuell massiven Verwerfungen in den Währungen. EUR, JPY und CHF konnten profitieren, der USD musste seine Gewinne wieder hergeben. Und die Rohstoffwährungen litten besonders stark. Wieso allerdings der EURO in dieser Situation als Safe Haven fungiert, kann niemand erklären. Gestern sind die Märkte jedenfalls in Panik verfallen, was immer der schlechteste Ratgeber ist. Zu viele Emotionen zerstören die Performance.

 

Konzentrieren wir uns also auf die Fakten. Die Schuldenproblematik, speziell in Europa, ist eine harte Tatsache. Griechenland ist nicht vom Tisch – im Gegenteil – die Verschuldung wird auf über 200% des BIP steigen und das nächste Hilfspaket kann schon mal geschnürt werden. Der IWF kann sich aufgrund ihrer Statuten nicht daran beteiligen. Europa hat nicht begriffen, dass man gutes Geld nicht Schlechtem hinterher wirft und die Lernkurve zeigt weiter nach unten. Auch viele andere Peripheriestaaten sind in der Bredouille, was früher oder später zu Diskussionen, Unruhen und weiteren Hilfsaktionen führen muss. Dies wird auch die nächsten Jahre einen negativen Einfluss auf das Wachstum in Europa haben und die EZB mit Mario Draghi an der Spitze nicht von ihrer expansiven Geldpolitik abbringen. Die Amerikaner im Gegenzug werden ein besseres Wachstum erreichen und im Laufe von 2016 ihre Zinsen anheben können.

 

FAZIT für Investoren: Euro-Stärke weiterhin zum Abbau von EUR-Positionen nutzen und z.B. in USD anlegen. Ebenso finde ich die Rohstoffwährungen wieder interessant für mittel- bis langfristige Investitionen. Ganz nach dem Motto: „Kaufe, wenn die Kanonen donnern“.

 

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