Hausmeinung vom Juni
Monatlich publizieren wir unsere Meinung zum makroökomischen Umfeld.
Betrachtet man die Argumente der Schweizerischen Nationalbank, die im März zu einer Senkung des Leitzinses führten, so müsste die SNB eine weitere Zinssenkung von 1.5% auf 1.25% vornehmen. In ihrer Prognose vom März ging die SNB von einem neutralen Realzins von 0% aus; bei einem neutralen Realzins von 0% müsste der neutrale Nominalzins also bei etwa 1% liegen. Wie erwartet sind die Konsumentenpreise in der Schweiz zuletzt wieder leicht angestiegen (von 1% auf 1.4%), doch sind bislang keine grösseren Zweitrundeneffekte auszumachen. Für eine Zinssenkung spricht auch, dass sich die SNB-Führung als sehr wirtschaftsorientiert erwiesen hat. Nachdem sich die aktuelle, wie auch die prognostizierte Inflation wieder deutlich innerhalb des Zielbandes der Nationalbank befinden, wird die SNB bestrebt sein, die Exportwirtschaft zu stärken und eine gute Basis für das Wirtschaftswachstum zu schaffen. Trotz den bestehenden Argumenten, die für eine Leitzinssenkung am 20. Juni sprechen, sieht das Komitee auch den Umstand, dass die Nationalbank nicht unmittelbar in der Not ist, weitere Massnahmen zu ergreifen. Aus diesem Grund kann nicht ausgeschlossen werden, dass die SNB in einem eher vorsichtigen Szenario zunächst abwarten wird, bevor sie im September die Zinsen erneut senkt.
In den USA bleibt die Inflation auf einem relativ hohen Niveau. Mit 3.4% im Jahresvergleich liegen die zuletzt veröffentlichten Verbraucherpreise deutlich über dem Ziel der Federal Reserve von 2%. Trotz des hohen Leitzinses (5.25%-5.5%) erweist sich die US-Wirtschaft als widerstandsfähig und überrascht die Anleger mit soliden Wirtschaftszahlen, was die Notwendigkeit von Zinssenkungen in naher Zukunft relativiert. Kommentare verschiedener Fed-Mitglieder erwecken den Eindruck, dass sich die US-Notenbank durchaus Zeit lassen wird, bevor ab Herbst die ersten Zinssenkungen geplant sind.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat am 6. Juni eine erste Zinssenkung von 4.5% auf 4.25% angekündigt. Sie hat sicherlich die schwierigste Aufgabe unter den wichtigsten Zentralbanken. Die europäische Wirtschaft entwickelt sich nicht besonders stark und droht in eine technische Rezession abzugleiten. Gleichzeitig ist die Verschuldung der einzelnen Mitgliedsstaaten hoch und die Inflation bleibt über dem Zielwert der EZB. Die Europäische Zentralbank dürfte im Herbst in dem Versuch, die Wirtschaft zu beleben, noch zwei weitere Zinsschritte ankündigen.
In aktuellen Umfeld geht das Makroökonomische Komitee davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank im Juni die Zinsen um weitere 0.25% auf 1.25% senken könnte. Die Europäische Zentralbank dürfte im Herbst in dem Versuch, die Wirtschaft zu beleben, noch zwei weitere Zinsschritte ankündigen, während die US-Notenbank auf der Grundlage der zuletzt veröffentlichten Inflationszahlen wahrscheinlich bis nach dem Herbst warten wird.