Like a Rolling Stone!

Eigentlich sollte ich schon seit ein paar Jahren pensioniert sein. Denn ich bin jetzt 67 Jahre alt und arbeite immer noch.

Eigentlich sollte ich schon seit ein paar Jahren pensioniert sein. Denn ich bin jetzt 67 Jahre alt und arbeite immer noch. Dass dem so ist, habe ich meiner Arbeitgeberin, der Banque CIC (Suisse), zu verdanken. Ich schätze es sehr, dass man mich damals mit 62 Jahren nicht in die vorgesehene Rente schickte, sondern mir ermöglichte, meine angestammte Arbeit ohne Einschränkungen noch ein paar Jahre weiter auszuüben.

 

Heute verrichte ich noch ein 50%-Pensum, mit dem Fokus auf Spezialaufgaben, die ich schon seit Jahren betreut habe und wo ich mein Know-how entsprechend ausbauen konnte. Zu meiner Entlastung habe ich heute keine Führungsaufgaben mehr zu übernehmen.

 

Ein solcher Schritt ist nur möglich, wenn ein aufgeschlossenes Management in der Geschäftsführung sitzt, das seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und deren Wert und Qualitäten kennt und schätzt. Das flexible Rentenalter ist ein Zukunftsmodell, das beiden Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, etwas bringen soll und alle Möglichkeiten offen lässt, selbst zu entscheiden, wann man die ewigen Ferien antritt. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich jemandem in unserer Bank die Arbeit wegnehme. Im Gegenteil, ich kann bei Bedarf mein Fachwissen und die langjährige Erfahrung da einbringen, wo man sie benötigt, und so zum Erfolg unseres Unternehmens weiterhin meinen Beitrag leisten.

 

Über das «normale» Rentenalter hinaus zu arbeiten, ist eigentlich nichts Neues, das gab es schon immer, aber hauptsächlich in eher etwas «exotischeren» Branchen. Dies betrifft ganz besonders den Sektor der Künstler. Für die gibt es kein offizielles «Ablaufdatum», die bleiben meist kreativ bis ins hohe Alter. Dazu kommt mir ein gutes Beispiel in den Sinn von Künstlern, die im fortgeschrittenen «Opa-Alter» immer noch voll im Saft sind und die die Menschen mit Lust und Freude an der Arbeit weiterhin und ohne jede Einschränkung begeistern. Geld spielt dabei wohl schon lange keine Rolle mehr. Ich spreche von den Rolling Stones! Wer sie an der noch laufenden Tour gesehen und gehört hat, weiss, was ich damit meine. Die müssen sich schon gar keine Sorgen darüber machen, jemandem die Arbeit wegzunehmen, denn sie sind unersetzbar und einmalig.

 

Für Künstler gibt es kein offizielles Ablaufdatum, die bleiben meitst kreativ bis ins hohe Alter. Für mich waren die Rolling Stones schon in der Jugendzeit Idole, genauso wie die Beatles. Mit beiden Bands habe ich die Teenagerjahre verbracht, für beide galt schon früh ein Kultstatus. Damals habe ich mit drei Freunden eine «Beatband» gegründet, die hauptsächlich die Lieder der Rolling Stones spielte, ganz einfach darum, weil für uns die mehrstimmigen Songs der Beatles zu schwer nachzuspielen waren.

 

Optisch sind die Rolling Stones ihrem Alter und auch ihren Eskapaden entsprechend gezeichnet. Auf der Bühne aber, da spielt das Alter kaum eine Rolle, sondern da sieht und hört man die pure Lust und Freude an der Arbeit. Ob Angie besungen wird oder die «Sympathy for the Devil», die Message kommt rüber und wird verstanden! Ich würde sehr gerne den Gitarristen Keith Richards mal privat kennenlernen. Ich würde ihm dann meine Qualitäten als «Banquier» vorstellen, meine pure Lust und Freude am Bankgeschäft und meine Erfahrung in den Anlagen. Ich bin überzeugt, dass er davon angetan wäre. Im Gegenzug dafür könnte er mir ein paar Gitarrenstunden geben und mir zeigen, wie falsch man darauf spielen muss, um dann so perfekt zu klingen, wie er das tut! Ich weiss nicht, ob er diese Zeilen jemals zu lesen bekommt. Aber wer ihn kennt, möge ihn darauf ansprechen, dass ich, wenn auch fast zehn Jahre jünger als die Stones, auch weiterhin voller Engagement arbeite, und trotzdem träume ich noch davon, wie Keith die Gitarre zu bespielen: «Like a Rolling Stone»!

 

Die Kolumne widerspiegelt die persönliche Meinung des Autors.