perspectives 03/2024

Die Zentralbanken erwiesen sich im 2. Quartal einmal mehr als wichtige Markttreiber. Die Schweizerische Nationalbank hat bereits den Ton angegeben und die Welt im März mit einer Zinssenkung überrascht sowie eine weitere im Juni nachgelegt. Die Europäische Zentralbank ist bestrebt, ihre Unabhängigkeit von den USA zu demonstrieren, und wagte im Juni ebenfalls eine Zinssenkung.

In den USA lässt sich Jerome Powell derweilen Zeit, und trotz anfänglich hohen Erwartungen hat die US-Notenbank in diesem Jahr noch keine Zinsschritte vorgenommen. Die EZB steht unter Druck, die europäische Wirtschaft mit weiteren Zinssenkungen im Herbst zu stimulieren. Die unterschiedlichen Ansätze der Zentralbanken zeigen die verschiedenen wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Die SNB konzentriert sich auf die Stärkung der Exportwirtschaft, während die Fed aufgrund der robusten Konjunktur eine abwartende Haltung einnimmt. Die EZB wiederum steht vor der schwierigen Aufgabe, eine schwächelnde Wirtschaft und die hohe Verschuldung in den Griff zu bekommen.

 

Demgegenüber lassen sich die Aktienmärkte von dem ganzen Zentralbank-Getöse nicht beirren. Die wichtigsten Indizes in der Schweiz, Europa und den USA haben seit Jahresbeginn um rund 10 Prozent zugelegt, obwohl die Erwartungen an Zinssenkungen deutlich zurückgegangen sind. Gute Unternehmensgewinne, bessere Wirtschaftsdaten und hohe Liquiditätsstände haben dazu geführt, dass sich der Aktienmarkt dennoch gut entwickelt hat.

 

Wird der positive Trend bei den Aktien anhalten? Sollte man Anleihen kaufen, wenn die Leitzinsen gesenkt werden, und welche Sektoren werden mittel- bis langfristig am meisten profitieren? Lesen Sie dies und mehr in unserem CIC Perspectives.

 

Luca Carrozzo

CIO

Volks­wirt­schaft­li­che Per­spek­ti­ven

Das um Sportevents bereinigte Schweizer Bruttoinlandprodukt nahm in den ersten drei Monaten des aktuellen Jahres um 0,3 Prozent zu und wuchs damit analog zum Schlussquartal 2023 unverändert moderat. Insbesondere der Dienstleistungssektor und der Konsum erwiesen sich als Stützen, während sich die Situation im verarbeitenden Gewerbe weiterhin durchzogen präsentierte. Damit entwickelte sich das Schweizer Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn im Gleichschritt mit der Eurozone, welche im 1. Quartal besser abschnitt als erwartet und damit die Rezessionssorgen zumindest vorerst abschütteln konnte. Die aus geografischer Sicht breit abgestützte Rückkehr in den Wachstumsbereich unserer europäischen Nachbarn sowie die sich zuletzt abschwächende Heimwährung könnten den Schweizer Aussenhandel in den nächsten Monaten positiv beeinflussen. Über das gesamte Jahr 2024 wird zurzeit mit einem Schweizer Wirtschaftswachstum im Bereich von 1,2 Prozent gerechnet.

 

Fussball-EM und Olympische Spiele

Betrachtet man das unbereinigte Bruttoinlandprodukt (inklusive Sportevents), lag dieses im 1. Quartal sogar bei 0,5 Prozent. Dies ist auf den Umstand zurückzuführen, dass gleich mehrere namhafte Sportverbände ihren Sitz in der Schweiz haben. Speziell in Jahren mit grossen Sportveranstaltungen, wie beispielsweise in diesem Jahr der Fussball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen, wird das Wachstum signifikant verzerrt. So werden allein die Einnahmen dieser Verbände im Zusammenhang mit dem Verkauf von Übertragungs- und Markenrechten zu einem voraussichtlich um 0,4 Prozent erhöhten Anstieg des Schweizer BIP im Jahr 2024 führen. (muc)

Märkte

Kurzfristig überkauft, Konsolidierung wahrscheinlich

Die Aktienbörsen sind in der ersten Jahreshälfte, angetrieben durch stark haussierende Technologietitel, kräftig angestiegen. In den Sommermonaten ist eine Konsolidierung wahrscheinlich, da die nächsten Zinssenkungen frühestens Ende September auf dem Programm stehen und die Erwartungen an die Halbjahresergebnisse der Unternehmen, insbesondere im Technologiebereich, hoch sind. Rückschläge sollen konsequent zur Aufstockung von Qualitätstiteln genutzt werden, da Aktien im gegenwärtigen Umfeld die mit Abstand beste Anlageklasse sind. (bae)

 

Aktien Schweiz

Der Schweizer Aktienmarkt verzeichnete im 2. Quartal dank einem Rebound des Indexschwergewichtes Roche eine erfreuliche Performance. Als Gründe können die soliden Unternehmensergebnisse im 1. Quartal sowie die erneute Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank im Juni angeführt werden. Da wir im 3. Quartal mit einer Konsolidierung rechnen, gehört der defensive Schweizer Markt weiterhin zu unseren Favoriten. Im Segment Blue Chips setzen wir auf Roche, Nestlé und Sika, bei den Nebenwerten auf SIG Group, Tecan und Swatch. (bae)

 

Ak­ti­en Eu­ro­pa

Die EZB entschied sich für eine Zinswende und senkte die Leitzinsen im 2. Quartal. Trotzdem blieben die europäischen Aktienmärkte hinter den USA und der Schweiz zurück. Ein weiterer Rückschlag war die Ankündigung vorgezogener Wahlen in Frankreich. Angesichts dieser Unsicherheiten dürfte die Volatilität im Euroraum hoch bleiben. In Europa gehen wir davon aus, dass eher zyklische Werte im 2. Quartal von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren werden. Unsere Empfehlungen für Europa lauten Schneider, Heineken und L'Oreal. (wan)

 

Ak­ti­en USA

Der US-Aktienmarkt wird 2024 von den Technologiewerten getragen. Die anhaltend guten Wirtschaftsdaten in Amerika führten zu einer Verschiebung der erwarteten Zinssenkungen. Von ehemals sechs erwarteten Zinssenkungen im Jahr 2024 geht der Markt nur noch von ein bis zwei Zinssenkungen aus. Wir rechnen daher mit eher verhaltenen Sommermonaten an der US-Börse, aber mit dem laufenden Wahlkampf in den USA wird die Börse im letzten Quartal wieder anziehen. Wir empfehlen die Titel Salesforce, Caterpillar und Alphabet. (amm)

 

Bonds

Über das gesamte 2. Quartal gesehen haben sich die Anleihenmärkte seitwärts bewegt und die Kreditprämien blieben stabil. Während die US-Notenbank geldpolitisch an der Seitenlinie verharrte, hat die EZB eine erste Zinssenkung vollzogen und die SNB mit der bereits zweiten Zinssenkung im Jahr 2024 einen weiteren Schritt in Richtung neutraler Zinssatz gemacht. Der globale Rückgang der kurzfristigen Zinsen könnte aber länger dauern als erwartet, weshalb wir das attraktivste Risiko-Rendite-Profil bei soliden Schuldnern im Laufzeitenbereich von 1–5 Jahren sehen. (muc)

 

Autoren:

Marc Ammann (amm), Roger Baumann (bae), Luca Carrozzo (cal), Carl Münzer (muc)