Währungsschock, was dann?

Ich kann mich noch gut an ein Kundengespräch im Jahre 1986 erinnern, welches mich für immer geprägt hat.

Als damals 21-jähriger Devisenkundenhändler bei einer Schweizer Bank musste ich einem Privatkunden erklären, wieso er für den Verkauf seiner IBM-Aktien, welche er an der Schweizer Börse in Schweizer Franken Anfang 1985 gekauft hatte, viel weniger CHF gutgeschrieben bekam, obwohl er doch über 20% (in USD) auf dieser Aktie gewonnen hatte. Die Antwort hat ihn förmlich schockiert. Er verlor auf dem Umrechnungskurs USD/CHF sagenhafte 35% in nur einem Jahr! Somit hatte er einen Nettoverlust von knapp 20% auf seiner Anlage und anscheinend war er von seinem Kundenberater nicht auf das Währungsrisiko hingewiesen worden. Was für ein Versäumnis! 

Viele private Anleger überlassen ihr Portfolio dem «Währungsschicksal». Ein Euro, der vor zehn Jahren gekauft wurde, ist heute fast 35% weniger wert. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, sich seines Währungsengagements im Portfolio bewusst zu sein. Seit Jahren wird Diversifizierung der Anlagestrategie gepredigt, um die Risiken zu minimieren, was Sinn macht. Trotzdem überlassen viele private Anleger ihr Portfolio dem «Währungsschicksal» (erinnern wir uns an den 15. Januar 2015 mit der Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses) oder hoffen auf gut Glück. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Fremdwährungen langfristig keine positive Rendite generieren, sondern vor allem zu einer erhöhten Volatilität (Schwankungen) des Portfolios führen. Ausserdem ist es so gut wie unmöglich, die mittel- bis langfristige Entwicklung von Währungen vorauszusagen. 

Oft wird erzählt, dass Währungsabsicherungen nicht lohnenswert sind. Dem kann ich insbesondere aus Schweizer Sicht nicht zustimmen. Die Kosten für ein professionelles Hedging (Absicherung) sind marginal und gemessen am substanziellen Risikopotenzial mehr als vertretbar. Viele Anleger suchen Sicherheit: Mit währungsabgesicherten Portfolios reduziert sich das Risiko eines Portfolios massgebend und Anleger schlafen definitiv ruhiger. 

Um sich gegen eine Währungsabwertung abzusichern, bieten sich Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte an. Mit dem Kauf einer PUT-Option zahlen Sie zwar vorab eine Prämie, versichern sich dafür gegen eine Abwertung Ihrer Anlagewährung. Gleichzeitig profitieren Sie von einer allfälligen Aufwertung der Anlagewährung und können die Option bei Verfall verfallen lassen (Opportunitätsgewinn). Auch gibt es sogenannte Zero-Cost-Strategien (Risk Reversal), bei welchen Sie keine Prämie bezahlen müssen, allerdings limitieren Sie damit einen potenziellen Gewinn. Beim Termingeschäft fixieren Sie den Kurs im Voraus und kalkulieren mit festen Werten.

Aus meiner Sicht wird das Timing bei Fremdwährungsengagements unterschätzt. Oft, wie im eingangs gezeigten Beispiel, machen sich die Anleger im Moment des Wertschriftenkaufs zu wenig oder keine Gedanken über den Wechselkurs und kaufen die Fremdwährung zu einem schlechten Moment. Deswegen sollten Sie die Wechselkurse in Ihrem potenziellen Anlageuniversum verfolgen.

Ergibt sich aus irgendeinem Grund plötzlich eine Gelegenheit, eine Währung günstig zu kaufen (wie z.B. das englische Pfund nach dem Brexit-Entscheid im Juni 2016), können Sie ein Engagement in Grossbritannien günstiger eingehen. Somit steigern Sie die Chance auf einen möglichen Währungsgewinn bzw. reduzieren das Risiko eines Währungsverlustes. Die Aufhebung des Euromindestkurses («SNB-Schock»), der Brexit sowie die Wahl von Trump zum US-Präsidenten zeigen, wie schnell und heftig es am Devisenmarkt zu massiven Kursausschlägen kommen kann. Ich kann vorausschauend nur eines mit Sicherheit sagen: Die Unsicherheit wird weiter zunehmen. Fragen Sie nach dem Währungsrisiko Ihrer Anlage, lassen Sie sich geeignete Lösungen erläutern. Nicht für jeden Anleger ist das gleiche Instrument sinnvoll.

 

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CIC perspectives 2/17

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