Volkswirtschaftliche Perspektiven: Angst vor Inflation in der Schweiz ist kurzfristig unbegründet

Im April 2021 ist die Jahresteuerung in den USA mit +4,2% auf den höchsten Stand seit 2008 gestiegen. Der von Basiseffekten begünstigte Anstieg ist eine direkte Folge der Wiedereröffnung der Wirtschaft und des dadurch anziehenden Konsums. Diese Bewegung dürfte in den nächsten Monaten ihren Höhepunkt erreichen, was die Inflationsängste weiter in die Höhe treiben könnte.

Auch in Europa ist davon auszugehen, dass ein gewisser Inflationsanstieg Einzug halten wird. Die Nachhaltigkeit von höheren Konsumentenpreisen ist jedoch fraglich, weil es im aktuellen Umfeld noch keine Hinweise für Lohnanstiege an breiter Front gibt. Aus Sicht der EZB dürfte die Schwierigkeit vor allem darin liegen, dass sich der europäische Anleihenmarkt von steigenden US-Renditen anstecken lassen könnte, was die Frage aufwirft, wann eine erste Reduktion des EZB Notfall-Anleihenskaufprogramms (PEPP) tatsächlich sinnvoll ist.

 

In der Schweiz sind die Konsumentenpreise zuletzt zwar wieder in den positiven Bereich gestiegen (+0,3 %). Generell gibt es bei der Teuerung aber grosse Unterschiede. Während sich der Preis für einen Warenkorb in der Schweiz in den letzten 12 Jahren sogar leicht vergünstigt hat, ist er in Deutschland  und den USA um 20% teurer geworden. Die Prognosen bezüglich Wirtschaftswachstum und Inflation in der Schweiz liegen im aktuellen Jahr bei 3,3% respektive 0,4%. Die Teuerung im Inland scheint dementsprechend überschaubar zu bleiben. Ein  möglicher inflationsbedingter Nachfragerückgang bei Handelspartnern und der Sonderstatus der Schweizer Währung als sicherer Hafen könnten mittelfristig aber auch Risiken für die Schweizer Konjunktur darstellen.