Volkswirtschaftliche Perspektiven: Tiefe Inflation als Herausforderung

Im Frühjahr 2019 twitterte Präsident Donald Trump: «Wenn die Fed ihre Arbeit richtig gemacht hätte, was sie nicht getan hat, wäre der Dow-Jones um 5 000 bis 10 000 Punkte höher, das US-amerikanische Bruttoinlandprodukt weit über 4% statt 3% und die Inflation im normalen Rahmen ...».

Die US-Notenbank hat ihre Politik in den letzten Jahren auf steigende Finanzmärkte ausgerichtet. Das Wirtschaftswachstum und die Stundenlöhne sind im Einklang stetig gestiegen und die Arbeitslosigkeit befindet sich auf dem tiefsten Stand seit 1970. Allerdings ist es weder dem aktuellen US-Notenbankchef Jerome Powell noch seiner Vorgängerin Janet Yellen gelungen, die Konsumentenpreise über das Zielband zu treiben. Nachdem die Zentralbanken zwischen 2000 und 2010 damit beschäftigt waren, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, versuchen sie nun mit allen Mitteln, die Erwartungen eines Preisanstiegs voranzutreiben. Auf einer Pressekonferenz sagte Jerome Powell, dass eine niedrige Inflation «eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit» sei.

 

In der Schweiz und in Europa ist die Situation noch prekärer. Die Durchschnittspreise stagnieren seit 2009 – in der Schweiz sind sie sogar pro Quartal um 0,01% gesunken.

 

Die Lösung für dieses Problem ist alles andere als trivial. Ansätze wie Helikoptergeld (neu geschaffenes Geld, das direkt der Bevölkerung ausbezahlt wird) oder Steuersenkungen sind nicht nachhaltig. Der Handlungsspielraum der Zentralbanken ist beschränkt – sie haben aber in der Vergangenheit schon viel Kreativität in der Geldmengensteuerung bewiesen.