US-Aktien – wie weiter?

Mit einem S&P 500 und Russell 2000 von über +24% schliessen die Aktienbörsen das dritte Mal in Folge das Jahr positiv ab. Das Bereinigen der Portfolios von grossen Asset-Managern befeuert die «Santa- Claus Rally». Dies verdeutlichen auch die anhaltend hohen Zuflüsse in Aktien-ETFs.

Das Jahr 2021 schliesst damit an einer Erfolgsserie an, die im historischen Kontext in den letzten 20 Jahren eine durchschnittliche Aktienrendite von 8% für Investoren einbrachte. Zieht man jene Jahre mit einer negativen Aktienrendite heran, waren diese eine exzellente Opportunität, Investitionen am US-Markt zu tätigen. In einem Niedrigzinsumfeld bestärkt diese Rendite die Ansicht, dass Aktienanlagen im langfristig orientierten Vermögensaufbau die Basis darstellen. Das ist gerade am US-amerikanischen Aktienmarkt sehr wichtig, da die Altersabsicherung mit Aktienanlagen umgesetzt wird.

 

Zugleich sind die Konsumenten für über 60% des Wirtschaftswachstums verantwortlich und ihre Stimmung und ihr Vertrauen abhängig vom Zustand ihrer Aktienportfolios. Wer sich «reicher» fühlt, gibt mehr aus. Dieser kleine Exkurs soll verdeutlichen, wie systemrelevant die Entwicklung des Aktienmarktes in den USA ist und wie diverse Entscheidungsträger aus Fiskal- und Geldpolitik sowie einflussreiche Finanz- und Wirtschaftsakteure ihr Handeln danach ausrichten.

Faites vos jeux

Mit dem neuen Jahr werden auch die Karten neu gemischt. Am Investorenhorizont ziehen langsam dunkle Wolken auf. Die Inflation liegt den Geldpolitikern beständig im Nacken und provoziert ein strategisches Umdenken. Der liquiditätsverwöhnte Aktienmarkt, Profiteur sinkender Realzinsen und umfangreicher Aktienrückkaufprogramme, wird diese Therapie nur mit Nebenwirkungen durchstehen.

 

Der Abbau der monatlichen Anleihenkäufe wurde zuletzt in der Dezember 2021 Sitzung der FED konkretisiert. 30 Mrd. USD weniger sollen demnach monatlich in den Markt fliessen, wodurch die monatliche Liquiditätsunterstützung Ende des ersten Quartals endgültig auslaufen soll. Marktakteure orakeln über den Zeitpunkt der darauffolgenden Zinsschritte und preisen zum September zwei Zinserhöhungen um 0,5% auf 0,75% ein. Der Rückzug der FED bedeutet das Wegbrechen einer langjährigen Unterstützung, die weitreichende Folgen auf die Unternehmen und ihre Absatzmärkte haben wird.

Das Risiko steigt

Die Schlinge der Inflation legt sich um die Portemonnaies der Konsumenten, deren Stimmung mit Blick auf die Messungen der Universität Michigan auf einem mehrjährigen Tief verharrt. Covid-bedingte Produktionsstopps fördern Liefer- und Fertigungsprobleme der auf Effizienz getrimmten Logistikwirtschaft.

 

Unternehmen sehen sich von einer Vielzahl an Risikofaktoren umzingelt. Zum einen wird die Produktion teurer und sie schmälert Gewinne und Marge. Zum anderen verschlechtert das durch steigende Zinsen angespannte Finanzierungsumfeld die Bilanzpositionen und kann Geschäftsmodelle unrentabel machen. Unternehmer befürchten für 2022 ein zu geringes Angebot an qualifizierten Arbeitskräften, was Druck auf die Lohnkosten auslösen wird. In dieser Situation sah sich das OECD zuletzt gezwungen, die Jahresprognose für die USA auf 3,9% zu senken.

 

Für den Aktienmarkt, dessen Zuwachs zu grossen Teilen durch die erfreuliche Entwicklung der Unternehmensgewinne getragen wurde, brechen damit schwierige Zeiten an. Der US-Präsident sieht sich einer schwindenden Zustimmung unter der Bevölkerung ausgesetzt und die Zwischenwahlen in diesem Jahr deuten auf einen Stimmungswechsel in Richtung der Republikaner hin. Dies erschwert den politischen Gestaltungsspielraum und kann die erhofften Investitionen in die Wirtschaft auf Eis legen.

Noch nicht aller Tage Abend

Doch wo Schatten ist, gibt es auch Licht. Das «Institute of Internal Auditors» hat in seinem jährlich erscheinenden Report die grössten Risiken für das Jahr 2022 festgehalten. Deren Drang zur Lösungssuche kann Potenziale freisetzen. Die IT- Sicherheit steht dort an oberster Stelle.Im Gleichschritt mit der Entwicklung zur Plattformökonomie tangiert sie unsere Art des Handelns und der Kommunikation. Durch den hohen Grad an Vernetzung in unserem täglichen Leben und Arbeiten steigt auch die Netzabhängigkeit, was Cyberattacken für Hacker sehr lohnenswert macht. Verstärkt durch das dezentrale Arbeiten von zu Hause, die von Mark Zuckerberg angestossene Metaverse-Welt oder die Fortschritte in der Abwicklung des Zahlungsverkehrs durch Kryptowährungen und Blockchain, sind jene mittelgrossen Unternehmen interessant, die sich auf IT-Sicherheit (Daten und Netzwerke), Cloudstrukturen und Halbleiterlösungen spezialisieren. Diese sitzen zum Grossteil in den USA. In diesem Zusammenhang ist auch das «Talent Management» zu sehen, das sich mit der Suche nach qualifiziertem Personal auseinandersetzt. Unternehmen, die unter anderem auch Aus- und Weiterbildungen anbieten, werden von diesem Engpass profitieren.

 

Es gibt weitere Branchen, deren Spezialisierung für das Jahr 2022 reichlich Umsatzpotenzial bereithält. Allein die Energiebranche, die nachhaltigere Stromproduktion und -dienstleistungen mit den Anforderungen der E-Mobilität abstimmen muss, gilt als stark exponiert in der disruptiven Neuausrichtung der US-Wirtschaft.

 

Bei diesen Gedanken fühlt man sich vielleicht in starken Aktionismus versetzt, das Portfolio für das Jahr 2022 neu auszurichten. Doch die hohen Aktienbewertungen spiegeln sich im Analystenkonsens wider: Neun von zwölf Analystenhäuser prognostizieren einen höheren S&P 500, in der Spitze mit einem Kursziel von 5'300 Punkten (12% Aufwärtspotenzial). Nach drei Jahren mit sprudelnden Kursgewinnen von 28%, 16% und 25% sollten sich Anleger auf kleinere Performancesprünge einstellen. Potenzielle, erwartete Kurskorrekturen können in den genannten Bereichen als Einstiegschance genutzt werden.

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