Käse, Technologie und Teamgeist als Wachstumstreiber

Gruyère, Beaufort, Cheddar: Zahlreiche Käse werden mit Maschinen aus Romont gehegt und gepflegt. Seit Sommer 2018 stammen diese nicht mehr von zwei KMU, sondern von einem. Denn die Sugnaux Electromécanique SA und die JNJ automation SA haben zusammengefunden – dank Vermittlung der Bank CIC.

Inmitten einer Landschaft saftiger Weiden türmt sich das mittelalterliche Städtchen Romont mit seinem Schloss auf einem Hügel auf. Seit Jahrhunderten bildet es ein Zentrum der Milchwirtschaft und der Käseproduktion. Und die Tradition wird mit Innovation fortgeführt.

 

Das zeigt sich besonders im Nischenmarkt für Roboter zur Käsepflege. Diesen haben sich bis vor Kurzem drei Firmen geteilt – zwei davon aus Romont: Sugnaux Electromécanique und JNJ automation. Doch im Sommer 2018 hat sich die Erstere der Letzteren angenähert. Ein Prozess, der viel Geduld erforderte.

Von Angestellten zu Unternehmern

«Michel Sugnaux, der Gründer des Hauses Sugnaux, lancierte 1983 den ersten Roboter zur Pflege von Hartkäse», erklärt Joël Jaquier, kommerzieller Direktor von JNJ automation. Er kennt den ehemaligen Konkurrenten länger als sein eigenes Unternehmen: «28 Jahre lange habe ich für Sugnaux gearbeitet.» 17 Jahre davon mit Jérôme Nicolet, fünf Jahre davon zusammen mit seinem Bruder Sébastien Jaquier.

 

JNJ automation SA

Joël Jaquier, Sébastien Jaquier und Jérôme Nicolet von JNJ automation SA haben alles auf die Entwicklung neuer Käsepflegeroboter gesetzt.

 

2008 wollte ein Cousin zweiten Grades der Jaquier-Brüder sein Unternehmen verkaufen. Die drei Arbeitskollegen haben die Gelegenheit genutzt und die Firma gemeinsam erworben. Sie stellte damals Verpackungsmaschinen und Käseroboter her. Aber das Trio entschied sich rasch dazu, sich neu zu orientieren und alles auf die Entwicklung neuer Käsepflegeroboter zu setzen. Mit Erfolg. Sie begannen mit 18 Angestellten und beschäftigen heute 75. Ausserdem planen sie den Bau einer neuen Fabrikationshalle, um die steigende Nachfrage zu decken.

 

«Unsere früheren Arbeitgeber, die Brüder Sugnaux, waren anfänglich nicht begeistert über unsere Aktivitäten», räumt JNJ-Präsident Sébastien Jaquier ein: «Damit wir uns nicht gegenseitig das Leben schwer machten, schwebte uns eine gemeinsame Zukunft vor. Doch im Kontakt mit der Familie Sugnaux spürten wir, dass sie den Dialog nicht intensivieren wollten.»

Ein Fall für die Bank CIC

Gut, dass ein Freund von Sébastien Jaquier positive Erfahrungen mit der Bank CIC gemacht hatte und den dreien davon erzählt hat. Sébastien Jaquier wurde hellhörig, als er vernahm, dass die Bank CIC über Spezialisten im Bereich «Mergers & Acquisitions» verfügt. Rasch gewann Maurizio Pierazzi, Leiter Corporate Finance der Bank CIC in Neuchâtel, sein Vertrauen – und jenes der Sugnaux Electromécanique.

Dank der Vermittlung der Bank CIC konnten wir den Dialog aufnehmen und eine Lösung ausarbeiten, die beiden Parteien entspricht.

«Es ist etwas anderes, ob ein Konkurrent anruft oder eine Bank», konstatiert Jérôme Nicolet, der technische Direktor der JNJ automation: «Schliesslich offeriert die Bank nicht nur finanziellen Rat. Dank ihr konnten wir den Dialog aufnehmen und eine Lösung ausarbeiten, die beiden Parteien entsprochen hat.» So traf sich Maurizio Pierazzi mit den Vertretern von Sugnaux und erklärte ihnen schrittweise, dass ein Angebot für eine Partnerschaft für ihr Unternehmen vorliege. «Wer der Interessent war, verrieten wir erst, als die Familie Sugnaux Interesse signalisierte», erinnert sich Maurizio Pierazzi, der darauf beide Parteien an den Tisch holte.

 

Die Gebrüder Sugnaux baten um eine Bedenkzeit. Nach zwei Monaten rangen sie sich zu einer Partnerschaft mit der JNJ automation durch. Maurizio Pierazzi koordinierte alle Verhandlungen, von der Due-Diligence-Prüfung bis zum Vertragsabschluss. Was gab den Ausschlag, der die Sugnaux umstimmte? «Unsere Beziehung ist von gegenseitigem Respekt geprägt», meinen Joël und Sébastien Jaquier und Jérôme Nicolet unisono: «Die Familie Sugnaux überzeugte unsere Absicht, den Standort Romont zu stärken.»

Eine Strategie, zwei starke Partner

Alle Mitarbeitenden von Sugnaux inklusive der Chefs Alain und Marc Sugnaux arbeiten mittlerweile für JNJ automation. Die Marke Sugnaux werde nicht verschwinden, sondern neu positioniert und gestärkt, kündet Sébastien Jaquier an: «Unter dem Label möchten wir vermehrt Dienstleistungen und Produkte im Zusammenhang mit der Milchverarbeitung anbieten.»

 

Die Maschinen von JNJ automation sind 100 Prozent «made in Romont». Bis zu 70 Prozent gehen in den Export, nach Frankreich, Österreich, Grossbritannien, Kanada, in die USA und zunehmend nach Russland. So gesehen verwundert es nicht, dass die Kapazitäten des neuen Gebäudes – bezogen im Frühjahr 2014 – bereits an die Grenzen stossen. Schon stehen wieder Bauarbeiten an: Der Platz soll sich verdoppeln. Die Industrie gewinnt weiter an Boden in der Milchregion um Romont.