Ausblick 2019: Jetzt ist nur das Beste gut genug

3 Fragen an Luca Carrozzo, Deputy Chief Investment Officer der Bank CIC.

Der Wirtschaftsboom kam zuletzt etwas ins Stocken und die Politik sorgte für einige Turbulenzen. Wie geht es 2019 weiter?

Der Konjunkturzyklus ist insgesamt gesehen weit fortgeschritten. Die Wirtschaft befindet sich immer noch im Aufschwung, doch das Tempo nimmt ab. Die expansive Geldpolitik der Zentralbanken, die in den letzten zehn Jahren für eine positive Wirtschaftsentwicklung gesorgt hat, steuert langsam ihrem Ende entgegen. Dass die Zentralbanken dem Markt die Liquidität entziehen, wirkt sich auch weiterhin negativ auf die Finanzmärkte aus.


Zudem stehen wichtige politische Weichenstellungen unmittelbar bevor: Noch während der laufenden 90-tägigen Auszeit wird sich weisen, ob der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter eskaliert oder doch noch ein «gutes» Ende findet. Im März wird sich auch entscheiden, ob Grossbritannien den Brexit mit oder ohne Abkommen mit der EU vollzieht. In Frankreich und Deutschland sind die Regierungen angeschlagen, was sich im Mai auf die Direktwahl zum Europäischen Parlament auswirken wird. Und die Schweiz muss sich entscheiden, ob sie das Rahmenabkommen mit der EU abschliessen will. Damit bleibt die Unsicherheit in den nächsten Monaten bestehen.

Solche Unsicherheit ist doch Gift für Anleger? Müssen wir uns also auf ein schlechtes 2019 einstellen?

Nein. Unsicherheit ist zwar tatsächlich schlecht für die Finanzmärkte, aber es gibt nicht umsonst das Sprichwort: «Nach jedem Gewitter scheint auch wieder die Sonne.» Die Fundamentaldaten, wie das Wirtschaftswachstum, die ansprechenden Unternehmensgewinne oder die tiefe Inflation, wirken weiterhin positiv. Die Zinsen steigen zwar, jedoch nur langsam. Vor allem gehen wir aber davon aus, dass im ersten Quartal 2019 in vielen, noch offenen politischen Fragen die Weichen gestellt werden und das Umfeld wieder ein Gleichgewicht findet. Das würde an den Finanzmärkten eine neue Basis für eine positive Entwicklung legen. Zuerst rechnen wir 2019 also noch mit weiteren Rückschlägen an den Aktienmärkten, ab dem zweiten Quartal gibt es wieder Potenzial nach oben. Insgesamt halten wir bei den Aktien eine Jahresrendite zwischen 5% und 7% für möglich.

Sollten Anleger in diesem Szenario also weiter auf Aktien setzen?

Richtig. Sie können aber aktuell nicht einfach auf einen Marktindex setzen, denn ganz so stark ist der Rückenwind nicht mehr. Wenn Anleger in den Jahren 2016 und 2017 auf die im SPI Extra zusammengefassten kleineren und mittleren Unternehmen in der Schweiz gesetzt haben, gehörten sie automatisch zu den Gewinnern. Das ist nicht zuletzt eine Folge der tieferen Liquidität in diesem Segment. Im Jahr 2019 gilt: Nur das Beste ist gut genug. Anleger müssen ganz genau hinschauen, wenn sie Titel auswählen. Drei Schweizer Titel, mit Potenzial eine überdurchschnittliche Performance zu erreichen, sind unserer Meinung nach Georg Fischer, SIKA und Sonova. Wer daneben auf stabile Grossunternehmen setzen will, sollte Qualitätstitel in verschiedenen Währungsräumen wählen wie Roche in der Schweiz, SAP in Deutschland oder AT&T in den USA. Längerfristiges Renditepotenzial bieten Unternehmen, die von den Chancen der Zukunftstechnologien wie dem 5G-Mobilfunkstandard oder der künstlichen Intelligenz profitieren werden. Hier empfehlen wir die amerikanischen Unternehmen Alphabet (Google) und Amazon oder Wirecard in Deutschland.

 

Bei den Obligationen bleibt das Schweizer Marktumfeld 2019 schwierig. Die tiefen, aber leicht steigenden Zinsen erfordern auch hier, dass sich Anleger auf das Beste konzentrieren, um Preiskorrekturen oder gar Ausfälle zu vermeiden. In Schweizer Franken gibt es beispielsweise attraktive Unternehmensanleihen mit Ratings im A- bis BBB-Bereich. In US-Dollar sind Anleihen mit einer 2-jährigen Restlaufzeit und mit einer Rendite von aktuell 2,65% durchaus ansprechend. Damit liegt die Rendite bei einer überschaubaren Frist nur unwesentlich niedriger als bei einer Laufzeit von 10 Jahren. Im Umfeld steigender Zinsen macht es wenig Sinn, sich länger als zwei Jahre zu binden.

 

Wer sich gegen die Unsicherheiten im ersten Quartal 2019 absichern will, sollte weiterhin einen gewissen Anteil an Gold im Portfolio halten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Goldpreis eine negative Korrelation zum US-Dollar aufweist – steigt der USD wie im 2017, sinkt der Goldpreis und umgekehrt. Da wir nicht mit einer weiteren Aufwertung des USD rechnen, sollte auch der Goldkurs stabil bleiben.

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